Was Anfang der 1970er Jahre aus der Not heraus begann, ist heute eine Klinik mit mehr als 500 Beschäftigten aus vielen Berufsgruppen, die im Jahr tausenden Patienten und ihren Familien Mut zum Leben geben: Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Josefinum feiert ihr 40jähriges Bestehen. Bei einer Feier in der Klinik wurde deutlich, was dort geschieht und wofür es diese Klinik braucht. „Wir geben den Kindern den Mut, eigene Persönlichkeiten zu werden“, so Dr. Bernhard Hoch, Medizinischer Direktor des Krankenhausträgers KJF. Das ist auch dringend nötig: etwa jeder zehnte Heranwachsende ist psychisch so schwer erkrankt, dass er professionelle Hilfe braucht – das sind in Bayern etwa 210.000.
Die zunehmende Orientierungslosigkeit der Gesellschaft, die zerbrechenden Familien und die Zahl der „Miterzieher“ wie etwa neue Medien machte Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert als einige von vielen Ursachen für die steigenden Patientenzahlen der Klinik aus. „Dem hat sich die Klinik gestellt, und dafür sage ich Dankeschön“, so Reichert; er war als Bezirkstagpräsident einer der Festredner der Veranstaltung, da Bau und Betrieb psychiatrischer Kliniken Aufgabe des Bezirks Schwaben ist und von diesem die KJF als Klinikträger mit der Realisierung beauftragt wurde. Unisono würdigten Reichert, Hoch und KJF Vorstandsvorsitzender Markus Mayer die nicht einfache Arbeit der Mitarbeiter der Klinik und brachten Dankbarkeit und große Anerkennung zum Ausdruck. Stadtdirektor Hermann Weber betonte für die Stadt Augsburg die partnerschaftliche Zusammenarbeit.
Das alles gilt in hohem Maße für die Klinik in Augsburg, aber auch für die inzwischen entstandenen Außenstellen in Kempten und Nördlingen, die den jungen Patienten und ihren Familien lange Fahrten ersparen. Mit derzeit insgesamt 93 Klinikbetten, 70 Plätzen an der Tagesklinik und 70.000 einzelnen ambulanten Behandlungen im Jahr ist die Klinik eine der größeren ihres Fachgebiets in Bayern. Die Patienten vom Kleinkindalter bis zur Volljährigkeit haben verschiedenste Erkrankungen, von der Entwicklungsverzögerung des Dreijährigen über die Legasthenie eines Schulkindes bis zur Magersucht einer 15jährigen – dies alles und vieles mehr untersuchen und behandeln die Fachleute der Klinik. Und es ist wichtig, schon früh mit diesen Behandlungen zu beginnen, denn eine psychische Erkrankung in der Kindheit erhöhe das Risiko, auch als Erwachsener wieder psychisch krank zu werden, so Festredner Prof. Gerd Schulte-Körne in seinem Vortrag. Er wies darauf hin, dass viele der jungen Patienten nicht nur eine, sondern gleichzeitig mehrere psychiatrische Krankheiten haben und warnte davor, dass diese weiteren Erkrankungen leicht übersehen werden.
Chefärztin Prof. Michele Noterdaeme machte einen kurzen Streifzug durch die Entwicklung des Fachgebietes und die Geschichte der Klinik. Heute setzt man sehr stark auf die Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten, etwa in Hamburg, Frankfurt, Berlin und Ulm. Die Klinik ist Akademisches Lehrkrankenhaus und kann so bei jungen Studenten das Interesse an diesem Fachgebiet wecken. Und sie ist mit ihren sehr professionellen und tatkräftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an der Seite sehr optimistisch: „Wir gehen mit Schwung weiter in die Zukunft.“