Kinder- und Jugendpsychiatrisches Symposium an der KJF Klinik Josefinum

Psychische Störungen beeinträchtigen die Entwicklung junger Menschen. Expert*innen referieren über die Auswirkungen und präsentieren Behandlungsperspektiven im Fachbereich
Hochkarätige Referent*innen beim Symposium der KJF Klinik Josefinum
Referent*innen beim Kinder- und Jugendpsychiatrischen Symposium der KJF Klinik Josefinum zum Thema „Entwicklung – Perspektiven – Entwicklungsperspektiven“. Von links: Prof. Dr. Susanne Knappe, Prof. Dr. Andreas Reif, Dr. Tomasz Jarczok, Priv.-Doz. Dr. Yulia Golub, Prof. Dr. Dipl.-Theol. Christine Freitag. Foto: KJF Augsburg / Anna-Lena Kuhn
25. Oktober 2022

Nach einer langen Pandemiepause konnte die Tradition der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Symposien der KJF Klinik Josefinum Augsburg wieder aufgenommen werden und ein Fachtag zum Thema „Entwicklung – Perspektiven – Entwicklungsperspektiven“ stattfinden. Expert*innen beleuchteten das Thema im Rahmen einer wissenschaftlichen Vortragsreihe umfassend. Die Rund 200 Teilnehmenden nutzten die Möglichkeit zum fachlichen und persönlichen Austausch.

Entwicklung ist ein zentraler Begriff in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie: einerseits können psychische Störungen die Entwicklung auf vielfältige Weise beeinträchtigen, andererseits befindet sich das Fachgebiet selbst in einer dynamischen Entwicklung. Dr. Tomasz Jarczok, Gastgeber des Symposiums und seit Februar 2022 Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie an der KJF Klinik Josefinum, betonte die große Relevanz psychischer Störungen: „Psychische Erkrankungen gehören auch bei Kindern und Jugendlichen zu den häufigsten und am stärksten beeinträchtigenden Erkrankungen. Die meisten psychischen Erkrankungen manifestieren sich erstmals während der Entwicklungsspanne zwischen Kindheit und jungem Erwachsenenalter. Sie stellen eine große gesellschaftliche und gesundheitspolitische Herausforderung dar“, so Dr. Tomasz Jarczok.

Entwicklungsstörungen: Autismus und ADHS
Professorin Dr. Christine Freitag, Direktorin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Frankfurt am Main, führte das Fachpublikum in das Thema „Entwicklungsstörungen“ ein und stellte wissenschaftliche Konzepte zur Behandlung von Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen im Vorschulalter vor. Sie verwies dabei auf das Frühförderprogramm A-FFIP, das aktuell in einer Studie am Universitätsklinikum Frankfurt und an der KJF Klinik Josefinum untersucht wird.

Über das Thema „ADHS im Erwachsenenalter“ referierte Professor Dr. Andreas Reif, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main. Er erklärte, dass sich die Entwicklungsstörung ADHS zwar im Kindesalter manifestiert, in vielen Fällen jedoch bis ins Erwachsenenalter bestehen bleibt und ein Risiko für die Ausbildung zusätzlicher psychischer Störungen darstellt. Außerdem gab er einen Einblick in seine Forschungsergebnisse zu parallel auftretenden psychischen Störungen, sogenannten komorbiden Störungen.

Behandlung von Angststörungen und Suchterkrankungen
Dass Angststörungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei Kindern zählen und in vielen Fällen mit zunehmendem Alter nicht verschwinden, erklärte Dr. Susanne Knappe, Professorin für Gesundheitswissenschaften bei der Evangelischen Hochschule Dresden, in ihrem Vortrag. Dabei ging sie auf neue Entwicklungen in der verhaltenstherapeutischen Behandlung von Angststörungen ein. Ergänzend dazu stellte Suchtexpertin Dr. Yulia Golub, Geschäftsführende Oberärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie am Universitätsklinikum Dresden, ein von ihrer Arbeitsgruppe entwickeltes ambulantes Therapiekonzept für Suchtmittel konsumierende Jugendliche vor.

Ausbau von Kompetenzschwerpunkten in der KJF Klinik Josefinum
Dr. Tomasz Jarczok machte während des Symposiums deutlich, dass die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie am Josefinum ein fachlich breites Angebot für alle psychisch erkrankten Kinder und Jugendlichen hat. Zugleich sollen vorhandene fachliche Schwerpunkte fortgeführt und weitere Kompetenzschwerpunkte zu häufigen und schweren psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen aufgebaut werden. „Wir werden auch zukünftig daran arbeiten, unsere Kompetenz in der Behandlung komplexer psychischer Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen, Suchterkrankungen und Essstörungen weiter zu stärken.“

 

Über die KJF Klinik Josefinum
Die KJF Klinik Josefinum, die im Jahr 1918 als Säuglingsheim gegründet wurde, ist spezialisiert auf die Behandlung von Kindern, Jugendlichen und Frauen – über die ganze Lebensspanne hinweg. In der Frauenklinik, dem Krankenhaus für Kinder und Jugendliche sowie der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie finden Patientinnen und Patienten höchste Sicherheit – in der Medizin und in der Pflege. Mit fast 400 Betten und mehr als 1.300 Beschäftigten an den Standorten Augsburg, Kempten und Nördlingen betreut die KJF Klinik jährlich über 14.000 Patientinnen und Patienten stationär. Darüber hinaus zählt das Josefinum rund 120.000 ambulante Kontakte mit Patientinnen und Patienten pro Jahr. Mit über 3.500 Geburten im Jahr gehört die KJF Klinik zudem zu den größten Geburtskliniken in Deutschland. Seit Beginn des Jahres 2021 betreibt die KJF Klinik ein Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ). Dort werden Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 18 Jahren mit chronischen oder komplexen Erkrankungen behandelt. Die Hauptabteilung für Anästhesie und Intensivmedizin sowie die Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichts-Chirurgie für Kinder und Erwachsene runden das umfassende Spektrum der KJF Klinik ab.