Als erste schwäbische und dritte bayerische Klinik hat die KJF Fachklinik Josefinum in Augsburg eine Frauenmilchbank eingerichtet. Dabei stellen Frauen überschüssige Muttermilch insbesondere für zu früh geborene oder kritisch kranke Babys zur Verfügung, die von ihren Müttern keine oder zu wenig eigene Muttermilch bekommen können.
Muttermilch wirkt insbesondere bei Frühgeborenen und kritisch kranken Neugeborenen stimulierend auf die Entwicklung des Verdauungs- und Abwehrsystems. „Muttermilch ist für diese Kinder die allerbeste Ernährung, auch wenn sie nicht von der eigenen Mutter stammt“, so Privatdozent Dr. Thomas Völkl, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche am Josefinum. Neben den bekannten Vorteilen von Muttermilch können vor allem bei den Kleinsten gefürchtete Komplikationen vermieden werden. Dazu gehört etwa ein teilweises Absterben des Darms (NEC) oder eine schwere Infektion (Late-onset Sepsis). „Durch die Ernährung mit Muttermilch erhalten die Kinder eine hochwirksame Dosis von verschiedenen natürlichen Stoffen.
Zahlen + Fakten
- Das Perinatalzentrum im Josefinum ist eines der größten seiner Art in Bayern und erfüllt die Anforderungen der höchsten Versorgungsstufe. Es ist auf Frühgeborene und kranke Neugeborene aller Entwicklungsstufen spezialisiert.
- Das Ziel der Frauenmilchbank ist die Ernährung aller Frühgeborenen bis zur fortgerechneten 32. Schwangerschaftswoche ausschließlich durch Frauenmilch.
- Ideal sind Spenderinnen einer vergleichbaren Schwangerschaftswoche, da sich die Zusammensetzung der Muttermilch auch der jeweiligen Entwicklungsstufe des Kindes anpasst.
- Die Frauenmilchbank am Josefinum verarbeitet gespendete Frauenmilch von Müttern, die am Josefinum ein frühgeborenes Kind haben.
- Die Muttermilch wird – vergleichbar mit einer Blutspende – umfangreichen Tests unterzogen, um die Übertragung von Infektionskrankheiten ausschließen zu können. Dann wird sie pasteurisiert und anschließend schockgefrostet. Sie kann dann innerhalb von drei Monaten verwendet werden.
- Die Frauenmilchbank ist ein Service des Josefinum. Die damit ernährten Kinder und ihre Familien müssen dafür nichts bezahlen. Die erhöhten Aufwendungen für Geräte, Dokumentation, Hygiene und Personalkosten werden über Spenden und Eigenmittel finanziert. Eine Finanzierung durch die Krankenkassen besteht nicht.
- Normalerweise geht man davon aus, dass eine Schwangerschaft nach der letzten Regelblutung rund 40 Wochen dauert. Als Frühgeborene gelten Kinder, die vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren wurden und in der Regel ein Geburtsgewicht von weniger als 2.500 g haben.
- Von einer reinen Mutter- oder Frauenmilchernährung profitieren vor allem besonders unreife Frühgeborene unter vor der 32. Schwangerschaftswoche bzw. unter 1.500 g Geburtsgewicht. Im ersten Schritt werden im Josefinum vor allem diese Kinder bei Bedarf mit Spendermilch versorgt.
- Zusätzlich werden besonders kleine und unreife Frühgeborene nur Muttermilch-Fortifier – das sind notwendig Kalorien- und Eiweißzusätze – bekommen, die auch auf Frauenmilchbasis hergestellt sind.
- Im Jahr werden im Josefinum über 3.300 Babys geboren (2016: 3.307, 2017: 3.371). Davon waren im Jahr 2017 über 50 Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 Gramm, von diesen waren über 35 mit weniger als 1.250 Gramm. Sie alle wurden im Perinatalzentrum des Josefinum intensivmedizinisch behandelt und bis zum Erreichen einer ausreichenden Reife und Stabilität in der Regel über mehrere Monate stationär begleitet und überwacht.
- Das bisher kleinste Frühgeborene am Josefinum hatte ein Geburtsgewicht von 390 Gramm und wurde mit 25 Schwangerschaftswochen geboren. Das Kind ist heute ein Jahr alt und entwickelt sich ohne größere Komplikationen oder Einschränkungen.
Der Aufbau der Frauenmilchbank am Josefinum wurde durch eine Zuwendung der VR-Bank Handels- und Gewerbebank eG Gersthofen in Höhe von 30.000 Euro ermöglicht.